Im vergangenen September veröffentlichte ich auf X einen Post mit einem 30-sekündigen Videoausschnitt eines Interviews, das Preisler zuvor Anna Staroselski vom rechtskonservativen, pro-israelischen Verein Werte-Initiative gab. Darin habe ich Preisler wörtlich zitiert und mit meinen Worten »Das ist die Radikalisierung der Mitte« eingeordnet. Sie nahm sich einen Anwalt, der mir ernsthaft – so stellte sich später heraus – zunächst über Instagram eine Abmahnung mit Aufforderung zur Tweet-Löschung und Zahlung von über 1500 Euro übersandte. Preisler fahndete dann öffentlich nach meiner Adresse, eine Zeit später kam die Abmahnung per Brief, und ein paar Monate darauf dann das Schreiben vom Landgericht, dass es zur Verhandlung kommt.
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Preisler setzt sich nach Eigendarstellung für Opfer von Vergewaltigungen durch die Hamas ein, und im relevanten Teil des besagten Interviews geht es um Vergewaltigungsvorwürfe gegen israelische Soldaten. Im von mir geposteten Ausschnitt sagt Preisler: »… selbst da ist Israel noch der menschlichere Akteur«. Ihr Anwalt sagt, Preislers Aussage beziehe sich auf den von ihr behaupteten Umstand, in Israel würde derartigen Vorwürfen juristisch nachgegangen. Mit der Realität hat das freilich nicht viel zu tun. Sexualisierte Gewalt gegen Palästinenser durch israelische Soldaten ist laut UN und der israelischen Menschenrechts-NGO B‘Tselem »systematisch«, israelische Minister und Vertreter der Regierungsfraktionen stellten sich schützend vor mutmaßliche Vergewaltiger, organisierten Demos für sie, die Netanyahu-Regierung blockierte eine UN-Untersuchung von Vergewaltigungsvorwürfen, und fünf Soldaten, die gestanden hatten, einen Palästinenser sexualisiert gefoltert und getötet zu haben, wurden im Januar freigesprochen – wo ist der »menschlichere Akteur«?
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Sie hat sich hier einen Strohmann aufgestellt, und seit bald zwei Jahren kämpft sie gegen diesen an. Denn: Wer behauptet bitte, Vergewaltigung sei Widerstand? An wen richtet sich ihre vermeintliche Kritik überhaupt? Und warum protestiert sie nicht auch gegen die sexualisierte Gewalt durch israelische Soldaten gegen palästinensische Frauen, Kinder und Männer?
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Seine Kanzlei vertrat und vertritt die AfD, aktuell im Rahmen der VS-Einstufung als »gesichert rechtsextremistische Bestrebung«. Zuvor vertrat sie den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan oder die Potsdamer rechten »Remigrations«-Netzwerker. »Ralf Höcker hält es für seinen Job, Journalisten zu beeinflussen, indem er sie bedroht«, schrieb die Stiftung Warentest einmal, und das würde ich so unterschreiben. Im Januar antwortete Höcker einem User auf X: »Freust du dich auch schon so auf den Sommerurlaub 2027 im geräumten, blitzsauberen und sicheren Gazastreifen? Es wird ganz großartig!« Das sind unsere Gegenspieler.
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Es ist offenbar, dass es hier um Inszenierung und Selbstdarstellung geht. Springers »Bild« halluziniert von der »mutigsten Demonstrantin Deutschlands« und meint damit eine rechte Influencerin, die geschützt von Polizisten in pro-palästinensische Demos hineingeht, um dort die Leute zu provozieren. Doch wer hat denn hier tatsächlich Mut? Es sind all jene Solidarischen, die seit Monaten gegen einen Völkermord, gegen das Abschlachten in Gaza auf die Straßen gehen und dafür von Polizei verprügelt und von Medien und Politik verleumdet werden.